Thomas-Krenn-Award 2020: Dino, Teckids und Home Assistant
0Auch 2020 hat die Thomas-Krenn.AG mit Dino, Teckids e.V. und Home Assistant wieder drei Open-Source-Projekte mit dem Thomas-Krenn-Award ausgezeichnet. Aus Anlass des zehnten Jubiläums unserer Open-Source-Förderung stellen wir dieses Mal sogar Hardware im Gesamtwert von 10.000 Euro statt 6.500 Euro zur Verfügung.
Wegen des Corona-bedingten Ausfalls der Chemnitzer Linux-Tage konnte für den 10. Thomas-Krenn-Award leider keine öffentliche Preisverleihung stattfinden. Aufgrund der nachfolgenden Beschränkungen haben wir uns entschieden, auch auf eine persönliche Preisübergabe zu verzichten.
Die Gewinner des zehnten Thomas-Krenn-Awards sind der XMPP-Client Dino, der Verein Teckids e.V. und die Heim-Automatisierungsplattform Home Assistant. Die Preisträger wurden wie in den Jahren zuvor von einer unabhängigen Jury gekürt, die aus Peter Ganten (Univention) Bernd Erk (NETWAYS), Ralph Sontag (Chemnitzer Linux-Tagen), Ingo Wichmann (Linuxhotel) und Lenz Grimmer (SUSE LINUX) bestand. Wie im Vorjahr ging auch eine Publikumsstimme der Open-Source-Community in die Wertung ein, die wir durch eine Online-Umfrage ermittelt haben.
Chat-Client Dino auf Platz Eins
Das Projekt, das es 2020 ganz nach oben auf das Siegertreppchen schaffte, ist die Messenger-Software Dino. Dino ist als Desktop-Client für das Chat-Protokoll XMPP konzipiert.
XMPP ist ein Urgestein unter den Chat-Protokollen. Jabber, der erste XMPP-Client, kam bereits 1998 auf den Markt. Wegen seiner dezentralen Organisation und seiner Erweiterbarkeit ist XMPP aber nach wie vor verbreitet. Auch Chat-Systeme der jüngeren Zeit, wie etwa der Facebook-Chat, nutzen es intern. Dennoch: Viele freie XMPP-Clients wirken mittlerweile etwas angestaubt. Dem gegenüber weist Dino ein modernes Interface auf und ermöglicht es, Sicherheits-Features wie Ende-zu-Ende-verschlüsselte Chats einfach zu nutzen. Im Gegensatz zu anderen XMPP-Clients funktioniert bei Dino auch der Dateiaustausch über den Messenger ohne Probleme – und das ebenfalls verschlüsselt. Weitere Features wie Video-Chat oder die bei vielen anderen Chats beliebten Reactions sollen folgen.
Ein Vorbild dabei ist der XMPP-Client Conversations unter Android. Dino ist als dessen Ergänzung für den Desktop gedacht, deshalb ist auch keine Android-Version geplant. Dafür ist er aber plattformübergreifend angelegt. Neben der einfach zu installierenden Linux-Version gibt es auch Versionen für MacOS und Windows, die bei der Installation jedoch derzeit noch etwas Handarbeit erfordern.
Um diese Versionen parallel zur Linux-Variante zu entwickeln, wird die Thomas-Krenn-Hardware genutzt. Derzeit verwendet das Projekt den openSUSE Build Service, der für Community-Projekte kostenlose Build-Systeme anbietet. Dies jedoch nur für verschiedene Linux-Varianten, nicht aber für andere Betriebssysteme. Mittelfristig will das Dino-Team deshalb die Build-Server auf eigener Hardware betreiben, um mehr Flexibilität bieten zu können. Unter anderem soll es einen Stable-Channel für alle Betriebssysteme geben. Bisher bekommen die Anwender beim Update stets die allerneueste Version (Nightly Build), die zwar sämtliche Features, aber eben auch gelegentliche Bugs enthält. Die Alternative unter Linux sind Repositories aus den Paketquellen der Distributionen, die aber oft veraltet sind. Ein Stable-Channel würde das Beste aus beiden Welten vereinen.
Hardware für Demo-Plattform bei Teckids e.V.
Der zweite Platz ging an den Teckids e.V., einen in Bonn ansässigen Verein, der das Ziel hat, Kindern und Jugendlichen den Umgang mit Technik, das Programmieren und freie Software nahezubringen. Teckids stellt Online-Dienste, freies Unterrichtsmaterial und Software für Schüler und Schulen bereit, organisiert Freizeiten und Workshops und bietet jungen Menschen so die Möglichkeit, spielerisch gemeinschaftlich den verantwortungsbewussten Umgang mit Technik zu lernen.
Der Teckids e.V. zählte im Jahr 2018 bereits einmal zu den Gewinnern des Thomas-Krenn-Awards. Seitdem hat der Verein sein Aufgabenspektrum immer mehr erweitert. So wird unter seinem Dach seit 2018 auch die für Schulen und andere Bildungsträger konzipierte Linux-Distribution Skolelinux/Debian Edu koordiniert. Unter der Domain „schul-frei.org“ präsentiert der Verein freie Software für den Bildungsbereich — von Lernmanagement-Systemen wie Moodle über Konferenz-Plattformen wie BigBlueButton bis hin zu freien, sicheren Cloud-Lösungen. Ziel ist es, diese Produkte auf einem ähnlichen Niveau zu vermarkten wie kommerzielle Angebote. Dazu sollen auf einer Demo-Plattform Lehrer und Entscheider von Bildungsträgern die Software in virtuellen Umgebungen ausprobieren können. Für diese Demo-Plattform will Teckids e.V. die beim Thomas-Krenn-Award gewonnene Hardware verwenden.
Entwicklungs-Rechner für Heimautomatisierung
Mit Home Assistant gelangte ein Projekt auf Platz drei, das bereits mehrfach zu den Preisträgern beim Thomas-Krenn-Award gehörte. Die Software kann eine große Bandbreite verschiedenster Geräte steuern, vom Mediaplayer über schaltbare Steckdosen bis zur Heizungsregelung. Dazu kommt sie ohne Cloud-Zwang aus, was der Sicherheit der heimischen Infrastruktur zuträglich ist. Aus dem Gewinn des Thomas-Krenn-Awards sollen Entwicklungsrechner für aktive Developer von Applikationen für die Plattform beschafft werden. Ob das wieder in Form eines Wettbewerbs stattfindet wie bereits 2017, ist aber derzeit noch nicht entschieden.