Prozessor Vergleich: Höherer Takt oder mehr Kerne?
2Intel und AMD bieten eine schon fast unüberschaubare Palette unterschiedlicher Prozessoren an, da ist ein Prozessor Vergleich schwierig. Entscheiden müssen sich Käufer dabei häufig zwischen Modellen mit vielen Kernen und etwas niedrigerer Taktfrequenz oder umgekehrt wenigen Kernen und hoher Taktfrequenz. Welche CPU die bessere Wahl ist, hängt allerdings von den konkreten Anforderungen ab.
Muss eine Software mehrere Dinge gleichzeitig erledigen, kann sie die Arbeit auf mehrere Prozessorkerne verteilen. Durch diese Parallelverarbeitung ist die Aufgabe deutlich schneller abgeschlossen, als würde das Programm alle kleinen Aktionen nacheinander in Angriff nehmen. Allerdings könnte man auch die Taktfrequenz erhöhen und so die Arbeiten in hohem Tempo der Reihe nach angehen. Die insgesamt benötigte Zeit wäre dann im Idealfall dieselbe.
Verteilt
Von vielen Kernen profitiert vor allem Software, die ihre Arbeit gut parallelisieren kann. Dazu gehören unter anderem 3D-Berechnungen, die Auswertung großer Datenmengen (Stichwort „Big Data“) und auf Servern insbesondere Virtualisierungssoftware: Jede virtuelle Maschine kann dann einige ausgewählte Kerne wie einen eigenen kleinen Prozessor mit voller Geschwindigkeit für sich nutzen.
Umgekehrt gibt es noch zahlreiche Programme, die mehrere Kerne nicht oder nur unzureichend einspannen können. Hierzu gehören in erster Linie Office-Programme, aber auch viele Webanwendungen. Sie laufen im einfachsten Fall nur auf einem Kern und profitieren so eher von hohen Taktraten.
Flexible Taktraten
Für den Prozessor Vergleich ist es daher wichtig zu wissen, welche Programme man vorwiegend einsetzen möchte. Das haben auch die Hersteller erkannt und ihre Prozessoren etwas Intelligenz mit auf den Weg gegeben: Sofern nicht alle Kerne ausgelastet sind, takten die übrigen Kollegen einfach automatisch höher. Auf diese Weise passt sich der Prozessor in Grenzen dem tatsächlichen Bedarf an. Wie weit, hängt vom jeweiligen Prozessormodell und dem ihm zur Verfügung stehenden Wärmebudget ab. Nur wenn die CPU noch nicht zu heiß ist, takten die aktiven Kerne höher. Intel nennt das Verfahren Turbo Boost, AMD seine Variante Turbo Core.
CPU | Kerne | Takt (Base) | Takt (max.) | Architektur | |
Intel Pentium G4600 | 2 | 3,6 GHz | 3,6 GHz | Kaby Lake | 1151 |
Intel Core i3-8100 | 4 | 3,6 GHz | 3,6 GHz | Coffee Lake | 1151 v2 |
Intel Xeon E3-1270 v6 | 4 | 3,8 GHz | 4,2 GHz | Kaby Lake | 1151 |
Intel Xeon Gold 5222 | 4 | 3,8 GHz | 3,9 GHz | Cascade Lake | 3647 |
Tabelle 1. Beispiele für CPUs mit wenig Kernen
Bei Geschwindigkeitstests (Benchmarks) muss man daher allerdings auch genauer hinsehen, welche Software den Prozessor wie an seine Grenzen getrieben hat. Obendrein verteilen Betriebssysteme die einzelnen Aufgaben recht intelligent auf die vorhandenen Kerne, so dass sich diese nur selten schlafen legen und Turbo Boost beziehungsweise Turbo Core nicht in vollem Umfang greifen kann.
Neben der Taktung gaukeln viele CPUs den Programmen mehr Kerne vor, als sie tatsächlich mitbringen. Intel nennt diese Technik „Hyper-Threading“, die ebenfalls nur ausgewählte Prozessoren anbieten. Dabei verarbeitet ein Rechenwerk zwei parallel laufende Aufgaben, womit sich ein Kern besser auslasten lässt. Abhängig von den anstehenden Berechnungen können diese den Prozessorkern aber auch überfordern. Im schlimmsten Fall behindern sich die Aufgaben und die Berechnungen laufen insgesamt langsamer ab. Viele Administratoren schalten daher in Server-Systemen das Hyper-Threading ab.
CPU | Kerne | Takt (Base) | Takt (max.) | Architektur | Sockel |
Intel Xeon E5-2630 | 10 | 2,2 GHz | 3,1 GHz | Broadwell | 2011-3 |
Intel Xeon Silver 4116 | 12 | 2,1 GHz | 3,0 GHz | Skylake | 3647 |
Intel Xeon Gold 6209U | 20 | 2,1 GHz | 3,9 GHz | Cascade Lake | 3647 |
AMD Ryzen Threadripper 2950 | 16 | 3,5 GHz | 4,4 GHz | Colfax | TR4 |
Tabelle 2: Beispiele für CPUs mit vielen Kernen
Weitere Faktoren für den CPU Vergleich
Die Leistungsfähigkeit beeinflussen noch weitere Faktoren. Dazu gehört beispielsweise die Geschwindigkeit des Caches und das Mainboard: Wenn eine Anwendung eine Big-Data-Analyse extrem flott auf einem Mehrkernprozessor ausführen könnte, muss der Hauptspeicher die angeforderten Daten auch entsprechend schnell anliefern können.
Abschließend hängt die Geschwindigkeit eines Prozessors von seinem internen Aufbau und der Architektur ab. So bieten etwa einige Consumer-Prozessoren keine AVX-Befehle. Anwendungen können dann eine komplexe Operation nicht in einem Schritt durchführen, sondern müssen dafür mehrere Befehle verwenden. Bei gleicher Taktfrequenz und gleicher Kernanzahl wäre ein solcher Prozessor folglich langsamer.
Neben der Geschwindigkeit haben die Kerne und die Taktfrequenz auch noch Einfluss auf den Stromverbrauch: Je mehr Kerne in einem Prozessor rechnen und je höher er taktet, desto mehr Energie saugt er dabei aus der Steckdose. Die wandelt er zu einem großen Teil in Wärme um, die man wiederum abführen muss. Durch weniger Kerne und eine geringe Taktfrequenz ließe sich folglich Energie sparen. Allerdings spielen beim Energieverbrauch auch noch andere Komponenten eine Rolle, wie etwa die Größe des Caches und die übrigen verbauten Hardwarekomponenten.
Fazit
Für den Prozessor Vergleich fließen somit zahlreiche Kriterien ein. Als Faustregel gilt: Zu einem Prozessor mit vielen Kernen sollte man greifen, wenn die Software ihre Arbeit sehr gut auf viele Kerne verteilen kann oder aber viele Programme gleichzeitig laufen sollen. Profitiert eine Anwendung nicht von vielen Kernen, ist ein möglichst flottes Modell die bessere Wahl.
danke
sehr verständlich endlich verstehe ich Grundlage der Mehrkern Optionen.