microG: Gewinner des Thomas-Krenn-Awards 2016
0Die Bewerbungsfrist zum Thomas-Krenn-Award 2018 läuft seit November. Wir nehmen dies zum Anlass, um auf die Gewinner der letzten Jahre zurückzublicken. Dem gelungenen Heimautomations-Projekt Home Assistant, zweiter Platz beim Thomas-Krenn-Award 2017, haben wir deshalb bereits einen TKmag-Artikel gewidmet. Auch heute möchten wir auf einen ehemaligen Preisträger der letzten Jahre zurückkommen: microG, dem 1.Platzierten des Thomas-Krenn-Awards 2016.
Über das Projekt
Android entwickelt sich immer mehr von der eigentlichen Intention, ein quelloffenes Betriebssystem zu sein, hin zu einem stärker geschlossenen Ökosystem. Ein Android-Betriebssystem ohne jeglichen proprietären Google-Code auf einem Smartphone oder Tablet einzusetzen, erfordert vielerlei Kompromisse und Einschränkungen. Dieser Thematik hat microG den Kampf angesagt. Ziel ist es, die Anbindung an die Google Play- und Standort-Dienste auch dann komfortabel zu gestalten, wenn man die proprietären GApps nicht installieren möchte. MicroG setzt dazu auf fünf Komponenten, um das Vorhandensein der echten Schnittstellen und Applikationen zum Google-Universum vorzugaukeln. Das ist nötig, da viele Applikationen, die nicht vollständig auf Open Source basieren, Schnittstellen zu den Google-Diensten erfordern. Ohne sie funktioniert bei manchen Apps beispielsweise die Kartendarstellung nicht, es erfolgen keine Benachrichtigungen im Hintergrund oder sie sind schlicht nicht einsatzfähig.
Um diese microG-Komponenten verwenden zu können, gibt es mittlerweile verschiedene Möglichkeiten: Die Entwickler haben ein eigenes Repository für F-Droid, den beliebten App-Store für freie Software, kreiert. Fügen Sie das Repo dazu einfach Ihrem installierten F-Droid hinzu. Dies gelingt zum Beispiel bequem über den abgebildeten QR-Code auf der angeführten Seite. Die Paketquellen müssen anschließend noch neu eingelesen werden, dann sind die microG-Komponenten bereit, installiert zu werden.
Custom ROM mit zusätzlichen microG-Komponenten
Um einerseits den Komfort zu erhöhen und andererseits den erforderlichen Konfigurationsaufwand zu minimieren, haben die Entwickler einen auf LineageOS basierenden Fork inklusive aller microG-Komponenten entwickelt. LineageOS stellt die Weiterentwicklung des bekannten Android Custom ROM CyanogenMod dar. Es basiert gänzlich auf dem Open Source Teil des Android-Betriebssystems und kommt standardmäßig ohne proprietäre Google-Komponenten daher. Diese Custom ROMs sind eine Alternative zu den vorinstallierten Android-Versionen der Smartphone-Hersteller. Sie bieten vielerlei Anpassungsmöglichkeiten und sind meist aktueller als die Versionen der Hersteller.
Hier finden sich für über 110 verschiedene Geräte fertig geschnürte Installationspakete. Diese Images enthalten zum LineageOS Grundsystem zum einen den angesprochenen F-Droid App-Store, zum anderen auch bereits die microG-Komponenten. Somit ist nach der rasch durchgeführten Installation und einer Grund-Einrichtung des Betriebssystems alles bereits vorkonfiguriert.
Aktuell basieren die Forks auf LineageOS 14.1, das entspricht Android in der Version Nougat 7.1.2. Auch ältere Geräte wie das 2012 vorgestellte LG Nexus 4 (Codename mako) werden von LineageOS selbst sowie auch dem microG-Fork noch mit Images und regelmäßigen Aktualisierungen bedient. Bei diesem Smartphone war von seitens Google schon bei Android 5.1.1 ein Ende der Versorgung mit Betriebssystem-Upgrades erreicht. Ein Betrieb mit dem veralteten Original-Android ist dadurch nicht mehr empfehlenswert, denn es lauern mittlerweile zahlreiche Schädlinge mobilen Betriebssystemen auf. Eine Installation einer Custom ROM wie des microG-Forks von LineageOS verlängert den Nutzungszeitraum dieses Smartphones erheblich. Denn basierend auf Android 7.1.2 lässt es sich auch in 2017 noch gut betreiben.
Fazit
Custom ROMs wie LineageOS, und alternative App Stores für freie Software wie F-Droid, sind in Zeiten von immer stärker reglementierten Betriebssystemen eine praktische Erfindung. Vor allem, um Applikationen einsetzen zu können, die Schnittstellen zu Google-Diensten fordern, sind die Komponenten von microG eine gute Sache. Umso mehr freut es uns, dass wir microG mit dem Thomas-Krenn-Award unterstützen konnten. Wir sind gespannt, was sich das Team rund um Marvin Wißfeld noch so alles einfallen lässt.